Demontage
Wälzlager können für regelmäßige Inspektionen oder aus anderen Gründen demontiert werden. Wenn das demontierte Wälzlager wiederverwendet werden soll oder lediglich zu Inspektionszwecken demontiert wird, sollte es bei der Demontage genauso vorsichtig behandelt werden wie bei der Montage. Weist das Wälzlager eine enge Passung auf, kann sich die Demontage schwierig gestalten.
Die Demontage sollte bereits in der Konstruktionsphase der angrenzenden Maschinenteile berücksichtigt werden. Das Verfahren und die Reihenfolge der Arbeitsschritte sollten vor der Demontage anhand des Maschinenplans unter Berücksichtigung der bei der Installation verwendeten Passungsart ermittelt werden, um die Demontage sachgemäß durchführen zu können.
Demontage von Außenringen
Um einen Außenring mit einer engen Passung aus einem Gehäuse mit Austreibbohrungen zu entfernen, werden an mehreren Positionen auf dem Gehäuseumfang zunächst Schrauben in die Austreibbohrungen gedreht, wie in Abb. 10 dargestellt, und der Außenring wird durch gleichmäßiges Anziehen der Schrauben entfernt. Diese Gewindebohrungen sollten immer mit Verschlussstopfen versehen sein, wenn sie nicht für die Demontage verwendet werden.
Bei teilbaren Lagern wie z. B. Kegelrollenlagern sollten, wie in Abb. 11 dargestellt, an mehreren Positionen der Gehäuseschulter Kerben vorgesehen werden, sodass der Außenring mit einem Demontagewerkzeug oder durch Klopfen herausgedrückt werden kann.
Demontage von Wälzlagern mit zylindrischer Bohrung
Sieht das Konzept für die Lagermontage Raum zum Herauspressen des Innenrings vor, ist dies ein einfaches und schnelles Verfahren. In diesem Fall sollte die Abzugskraft nur an den Innenring angelegt werden (Abb. 12). Hierbei kommen häufig Abzugswerkzeuge zum Einsatz, wie sie in Abb. 13 und 14 dargestellt sind.
In beiden Fällen müssen die Greifer der Werkzeuge formschlüssig in die Fläche des Innenrings greifen. Daher ist während der Konstruktion die Größe der Wellenschulter zu berücksichtigen oder es sind Nuten in die Schulter zu schneiden, sodass die Abzugswerkzeuge aufgenommen werden können (Abb. 14).
Bei der Demontage großer Wälzlager wird üblicherweise das Druckölverfahren verwendet. Dabei wird durch Bohrungen in der Welle Öldruck angelegt, was eine einfache Demontage ermöglicht. Bei besonders breiten Wälzlagern wird das Druckölverfahren in Kombination mit einem Abzugswerkzeug eingesetzt.
Zum Entfernen der Innenringe von Zylinderrollenlagern der Bauarten NU und NJ wird Induktionserwärmung eingesetzt. Die Innenringe werden durch kurzzeitige und lokal begrenzte Erwärmung aufgeweitet und dann entfernt (Abb. 15). Die Induktionserwärmung wird auch bei der Montage diverser Wälzlager dieser Bauarten auf einer Welle eingesetzt.
Demontage von Wälzlagern mit kegeliger Bohrung
Bei der Demontage von relativ kleinen Wälzlagern mit Abziehhülsen wird der Innenring von einem auf der Welle befestigten Anschlag in Position gehalten und die Mutter um mehrere Umdrehungen gelöst. Anschließend wird, wie in Abb. 18 dargestellt, mit einem geeigneten Werkzeug auf die Hülse geschlagen.
Abb. 16 zeigt ein Verfahren zum Entfernen einer Abziehhülse, bei dem die Abziehmutter angezogen wird. Erweist sich dieses Verfahren als schwierig, können möglicherweise Gewindebohrungen in die Mutter eingebracht werden und die Hülse kann durch Anziehen der darin eingesetzten Schrauben entfernt werden, wie in Abb. 17 dargestellt.
Großlager lassen sich leicht mit Druckölverfahren entfernen. Abb. 19 zeigt die Demontage eines Wälzlagers, bei der druckbeaufschlagtes Öl durch eine Bohrung und eine Nut in einer kegeligen Welle eingebracht wird, um den Innenring aufzuweiten. Bei diesem Verfahren kann sich das Wälzlager nach dem Aufheben der Passung plötzlich in Axialrichtung bewegen, weshalb zum Schutz die Verwendung einer Anschlagmutter empfohlen wird. Abb. 20 zeigt das Demontageverfahren unter Verwendung einer hydraulischen Mutter.
Teilen